Samstag, 2. Januar 2016

Abschied

Allzuviel hab ich in diesem Provisorium ja eh nicht mehr gemacht, aber jetzt gehe ich - endgültig - aus diesen baufälligen Gemäuern.

Eins findet mich unter neuem Namen Sólvindur - zu gut deutsch: Sonnenwind - und voraussichtlich wieder stärkerem Schwerpunkt auf heidnischen Themen (ohne die Trans*Aspekte auszulassen selbstverfreilich) bei Wordpress.

Bis denne! Und bleibt bitte rund und queer, statt kreuz und quer! ;)

Felis

Mittwoch, 29. Juli 2015

Von verinnerlichten Regeln - ein paar unsortierte Gedanken

Letztens postete ich in einem sozialen Netzwerk einen Link zur einem Videomitschnitt eines Eheschließungsrituals der isländischen Ásatrúarfélagið und sinnierte über Inspiration dazu, etwas mal ganz anders zu machen. Daran angelehnt entspann sich eine Minidiskussion darüber, wie frei wir in der Erstellung unserer Rituale sind.

Ich bin leider nicht so der gute Diskutant im Internet. (Dafür umso mehr im Meatspace, von Angesicht zu Angesicht.) Facebook-Kommentare haben auch ihre Grenzen. In dem Rahmen auseinanderzudröseln, dass von Regeln im Sinne von Vorschriften und von verinnerlichten Fahrwassern reden zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind, fällt mir eher scher.

Aber wozu habe ich diese Seite, hier kann ich mich in aller Ruhe ausbreiten. :-)

Ja, auch ich kenne keine heidnische Gruppe - jedenfalls nicht persönlich - die starre Regeln dazu aufstellt, wie denn nun ein Ritual, welcher Art auch immer, abgehalten werden soll.

Andererseits: Wir haben alle unsere Prägungen, unsere Traditionen, unsere persönlichen Fahrwasser. Die dazu führen, dass, wenn eins darüber sinniert, wie ein Ritual zu erstellen sei, auf bewährte Zutaten zurückgreift. Und ungünstigenfalls diese nichtmal mehr sonderlich hinterfragt.

Wo kommt was her? Was bezwecke ich damit? Welche Kräfte stärke ich? In welchen Zusammenhang stelle ich mich? - Das nicht zu hinterfragen , birgt die Gefahr, Dinge zu übernehmen, weil sie halt schon immer so waren. Obwohl sie gar nicht mehr passen mögen. Meinen Intentionen gar entgegenstehen. Ballast bergen, der besser abgelegt werden sollte.

Das Ganze läuft in der Praxis z.B. so ab:

ENTWEDER eins ist unerfahren in Ritualistik und sucht irgendwo Anleitung, wie denn sowas gehen könnte. Ich hab die Phase selber durch. Damals hab ich das Internet durchforstet und Bücher gelesen und durch Imitation (und sukkzessive Abwandlung) gelernt.

Eins kann auch durch persönliche Kontakte lernen. Dabei fließen die Handlungsweisen und Erfahrungsweisen der älteren Häs*innen in die werdende Praxis des „Nachwuchses“ ein. So normal wie anerkennenswert wie hinterfragbar, WAS denn da weitergegeben wird. Und ob das immer das Gelbe vom Ei ist.

ODER eins hat diese Phase bereits hinter sich und überlegt: Hm, wie könnten wir das denn jetzt so machen?.... greift auf gemachte Erfahrungen, Erfolgserlebnisse und bewährte Bausteine zurück, vielleicht ergänzt um etwas Neues. Aber - und das ist mein Punkt - traditionsfrei ist das alles nicht. Was ansich auch okay so ist.

Fritz Steinbock hat sein Buch „Der heilige Hain“ sicher auch nicht ganz grundlos geschrieben. (Welches mir letztens zur Ansicht überlassen wurde, als Anregung, eine Anrufung zu schreiben.)

Wie viele Rituale habe ich bereits erlebt, die mehr oder weniger noch von Wicca-Paradigmen geprägt sind? - Wenige waren frei davon! Wir meinen, mit dieser Tradition wenig am Hut zu haben. Aber feiern, teilweise oder komplett, deren Jahreskreisfeste, ziehen dabei Kreise, rufen Elemente, eignen uns Mythenversatzstücke an und widmen diese um. Fahren auf diesen Fruchtbarkeitskult ab, der Menschen rigoros in zwei Geschlechter mit jeweiliger Funktionszuweisung einteilt und ihnen eine Heterosexualität unterstellt, die oftmals gar nicht gegeben ist. (Und damit alles jenseit gesetzter Geschlechternormen, die i.Ü. nicht urheidnisch sondern zutiefst bürgerlich und vom ausgehenden 19.Jahrhundert geprägt sind, wegleugnet und unsichtbar macht.)

Ich und meine Nicht-Hetero- und meine Nicht-Cis-Freund*innen, wir singen traurige bis wütende Lieder davon.

Asatru-Rituale enthalten - dem Schicksal und den daran Beteiligten sei Dank! - davon weniger. Doch auch hier können wir absichtsvoll so frei von Regeln sein wollen, wie möglich. Das gewohnte Vorhandene, die (vielbeschworene) Tradition als Konstrukt wahrzunehmen, und dass eins es auch ganz anders machen könnte, fällt eher schwer. Auch wenn‘s durchaus möglich ist, Wille vorausgesetzt.

Doch - von wem habe ich uneingeschränktes Recht zu reden wdenn nicht mir selber? - ich hungere. Nach dem, was jenseits bekannter Denk- und Handlungsweisen so alles möglich ist. Nach den Räumen hinter den Brücken. Nach dem, was erst möglich ist, wenn wir doch bereit sind, uns von dem ein oder anderen zu lösen.

Jeder Blick über den Tellerrand soll helfen, sagte mir mal jemand. Ich fürchte, sie hatte Recht. ;-)

Sonntag, 19. Juli 2015

Kurs und Flaute

Triggerwarnung: Hier geht‘s um Orientierungslosigkeit und emotionale Gewalt.

„Was soll ich schreiben. Mein Elend beschreiben. Mich mit Worten verletzen, mich darin wälzen, mir damit Gewalt antun, indem ich es tue?" - So schrieb ich heute nachmittag, im Versuch begriffen, den emotionalen Foo auszudrücken, der in mir tobt.

Ich möchte nicht schweigen. Das tut mir nicht gut. Keine Ahnung, ob das jetzt eine gute Idee ist, es hier zu tun. Das hier ist immerhin öffentlich.

Erstmal: Warum überhaupt war so lange Pause?

Da war der Übergang vom Ostwestfälischen in die Eifel. Dann der Beginn einer Ausbildung, 115 Dinge zu regeln auf einmal.

Und schließlich der Fehler, die ungesunde Beziehungskiste, von der ich beim letzten Eintrag schrieb, wiederaufleben zu lassen. Das kostete nicht nur jede Menge Kraft und Nerven, sowas rächt sich.

Es lohnte sich nicht, nachgiebig und verständnisvoll zu sein. Auch wenn dieser Jemand mit 110 Krankheiten und Einschränkungen zur Entschuldigung daherkam. Einseitig ist einseitig. Und Krankheiten kann eins auch als Waffe verwenden.

Doch begreif das wer erstmal, auch solche Beziehungen haben ihre Sonnenseiten. Und, eins ist verliebt und merkt anfangs nicht, wie die Salami kürzer wird.

Psychovampire bekommen nie genug. Gibt eins ihnen den kleinen Finger, reißen sie an Dir, bis sie ALLES haben. Und auch das ist bald nicht mehr genug. Während sie dich verschlingen, beklagen sie sich noch, dass sie nicht genug bekommen haben.
Wenn du dich doch mit letzter Kraft aus ihren Fängen reißt, werden sie alles daran setzen, dich, wenn sie dich schon nicht besitzen können, dann wenigstens doch noch zu zerstören.

Dann ist da immer noch dieses Thema mit der eigenen Identität. Die Reise, die ich letztes Jahr optimistisch gestimmt antrat, sie währt noch. In letzter Zeit frage ich mich desöfteren, ob ich vielleicht den Kurs verloren hab? Sich immer und immer wieder zu hinterfragen: „Stimmt die Richtung noch?“ Und bei der 16. Frage: Stehe ich mir gerade mit der Fragerei im Weg?

Wieviel Gewalt können sich Menschen antun, gerade wenn sie mit ähnlichen Problemen kämpfen?

Normative Rollenklischees unter Trans*?

Wann ist ein Kerl Kerl genug, reicht die Selbstverortung und wieviel weibliche Sozialisation muss kompensiert sein?

Sitzen Binaries und Nonbinaries in einem Boot? Wenn nein, aus welchen Gründen?

Was, wenn Dein Liebster Deine Identität und all Deine, damit zusammenhängenden Zweifel und Fragen gegen Dich verwendet?

Was, wenn du irgendwann selber anfängst zu zweifeln, ob du noch richtig bist oder, ob deine Probleme nicht woanders liegen? Gruselige Frage.

Und, zuletzt, hast du dir deine Verortung nicht doch selber ausgesucht?

Und irgendwann stellt eins fest, dass es so nicht weitergeht. Du hast es dir eben nicht ausgesucht. Identität und Geschlecht gehen tief runter, da ist eins sehr verletzlich. Und du hast gerade Missbrauch durch jemanden erlebt, der vorgab, im selbem Boot zu sitzen. Und du erlebst wiederholte Invalidisierung, durch Unwissenheit, Empathielosigkeit, Ignoranz. Kämpfst dagegen an. Siehst, wie andere das Ihre klar haben, ihren Weg gehen, doch du scheinst auf der Stelle zu treten. Da muss sich was ändern.

Da sind auch die anderen Dinge, die guten Erfahrungen. Doch in letzter Zeit war etwas zu viel von der destruktiven Sorte dabei.

Du fühlst dich isoliert. Irgendwie schaffst du es nicht, an den Diskussionen anzuknüpfen, die für dich wichtig wären, oder sie, wenn einmal begonnen, weiterzuführen. Da fehlt dir jetzt die Kraft. Keine Kraft um Dinge zu tun, die Kraft geben.

Du weißt oft nichts von Belang zu sagen. Als ob Deins keine Bedeutung habe. sowieso nur ein Randphänomän. Und, dort, wo du gerne wärest, da kommst du dir so unterblichtet vor. Sagst etwas und weißt dann nicht mehr zu erwidern. Schweigst. Gehst.

Also machst du weiter, Irgendwie. Soll schon weitergehen.

Wie lange noch?

Ich möchte reden, schreien, eskanndochnichtseindassdasschweigengewinnt.

Sonntag, 24. August 2014

Nach der Durchrüttelung

Ich habe ein ziemlich intensive, kurzzeitige Beziehung zu einer ebenfalls gender-uneindeutig fühlenden Person und eine innere Odyssee durch die Welt der Geschlechter hinter mir, was mich alles sehr aufwühlte, beschäftigte und nun langsam wieder loslässt, ich zur Ruhe komme. So hoffe ich es jedenfalls.
Darauf schreibe ich dann doch mal an diesem Blog weiter. :-)

Heute morgen probierte ich - als Gegenversuch zu den angehäuften Männlichkeiten der letzten Zeit - nach Längerem mal wieder ein Kleid über und betrachtete mich dann im Spiegel. Bin das (noch) ich? Wie fühlt es sich an? Als wer fühle ich mich dabei? Cornelis? Cornelia? Wer sonst?

Es ließ mich überraschend kalt. Da hing also dieses hübsche Stück zusammengenähte Stoffhülle an mir runter, die Konturen meines Körpers irgendwie verhüllend, aber ich empfand weder Abgestoßenheit noch irgendeine emotionale Beziehung dazu. Irgendwie bedeutungslos das alles. Kann eins tragen, aber mein Ich drückt sich darin nicht aus.

Auch wenn es dennoch Schmuck ist. Nett anzusehen. Ich mag hübsche Federn - egal aus welcher Ecke sie nun kommen mögen (auch da tat sich letzerdings was: Dass ich einen Blick für die Schönheit männlich konnotierter Looks bekomme). Lange Flattersäume zogen mich schon immer an.

Doch diese muss ich nicht zwangsläufig in der Zuordnung zum sogenannten "Weiblichen" finden. Schaut eins auf die Moden vergangener Jahrhunderte, so gibts besagte Flattersäume in beiden der kulturellen Zweigeschlechtlichkeit.

Denn da passierte noch etwas, heute morgen. Ich betrachte mich also in buntem Kleid und stelle fest, wie sehr sich mein Körper unter all dem verändert hat. Schultern und Kreuz breite Brust und Hüften kleiner, die ganze Körperspannung und Haltung viel härter als ich mich in Erinnerung habe, wie ich solche Teile trug.

Klar tut da der Kraftsport sein Werk. Aber es ist nicht nur dieses. Die ganze Auseinandersetzung mit dem Thema setzt bei mir Prozesse in Gang. Ist es Zufall, frage ich mich da auch, dass mein Bartwuchs in letzter Zeit stärker ist? Während meine Selbstwahrnehmung zwischendurch schon fast bei Transmann war? - Nun aber wieder mehr zum "Beides ist, und doch ist es das Dritte" hinpendelt. Und, wer weiß, wohin demnächst dann?

Als ich den "Deckel" wegnahm und die Barrieren überwand, die ich mir im Laufe meines bisherigen Lebens aufgestellt hatte, um meine Gestik und Bewegungen Richtung unauffälliger anzupassen, erlebte ich dies nicht nur befreiend. Es kam zu einem Ausbruch derer Teile in mir, die nicht als "weiblich" durchgehen. Es kam eine Beobachtung auf die andere Erkennnis. Wie sehr ich mich abgemüht hatte, den Anforderungen an eine unterstellte Cis-Frau zu entsprechen! All die Anstrengung, es irgendwie auch hinzukriegen mit der filigranen Schmink- und Schmückarbeit - und nie zu genügen. Immer etwas gröber, "plumper" zu bleiben. Kraftanstrengunen "für die Katz", während es andere anscheinend aus dem Handgelenk schüttelten.
Und selbst, wenn das Styling "stimmte", dann machte ich doch alles wieder mit meinen Bewegungen und meinem Temperament kaputt.

Und all dies schaute mir nun mit geballter Wucht aus dem Spiegel entgegen. Wenige Wochen Loslassen und gleichzeitige Orientierung am männlichen Passing haben jahrelange Bemühungen "mal eben" beiseitegewischt. Diese kantigen Bewegungen, die weiten Bögen, die Haltung, der Tonus, das Zulassen der ganzen Kraft, mein (subjektiv empfunden: weniger hübsches, aber authentischeres) Gesicht - ein wenig komm ich mir in diesem Stück Stoff nun schon wie eine Karrikatur meinesselbst vor. Aber: Ist das nicht bereits schon wieder eine Wertung? Muss mensch einen bestimmten Habitus zeigen oder sind das nicht auch nur wieder unsere erhaltenen und gemachten Prägungen, welches Verhalten "weiblich" ist und zu einem Kleid passt?

Ich weiß es nicht! Kann nur fragend vorangehen, tastend erspüren, weitersuchen und die innere Reise fortsetzen - unwissend, ob ich jemals eine (eindeutige) Antwort bekommen werde oder ob selbige in der Uneindeutigkeit liegt und sich jedem Zugriff entzieht.

Und doch und bei allem: Dieser Weg bereitet mir Glücksgefühle und die Ahnung, endlich da hinzukommen, wo ich einfach das Wesen sein kann, das ich bin, jenseits aller gesellschaftlichen Zuordnungen und deren Implikationen.

Sonntag, 20. Juli 2014

Lebenszeichen

Ich lebe noch, nach wie vor in fester Absicht, dieses Blog hier wiederaufleben/weiterführen zu wollen, doch leider frisst mich derzeit ein Berg von Aufgaben fast auf. - Vor übernächster Woche nehm ich mir daher nix mehr vor.

Gestern war CSD in Bielefeld, Fotos davon demnächst, in der Zwischenzeit kann sich ja, wer mag, mal mit diessem Zine befassen, das ich letztens entdeckte und das viele Gedanken in mir anregt: http://transcistorzine.blogsport.de/

Sonntag, 13. Juli 2014

Klamotten & Gender Pt. II

Mal noch ein gedanklicher Nachtrag zu dem Text gestern.

Ich mach zur Zeit ein Praktikum beim Elektriker. Die Arbeit macht mir Spass und die (Männer*-)Umgebung tut mir richtig gut. Ich kann mich in Verhaltensweisen ausprobieren und Seiten von mir rauskehren, die in einer solchen Umgebung nur passend sind, mir aber andernorts leider leicht aberkannt werden. Durch die bewusste innere Auseinandersetzung damit und Beobachten lerne ich so nicht nur manches über Leuchtmittel und Verdrahtungen. ;-)

So kam es, dass ich letzte Woche Freitag nach einer Woche in Arbeitsklamotten zum Wochenende und zur Abwechslung mal wieder weiblicher konnotierte Kleidung ausprobieren wollte - gehört ja schließlich auch zu mir - und austesten, was das mit mir macht, wie es meine Wahrnehmung ändert, Verhaltensweisen usw.

Nun, es änderte vor allem die Verhaltensweisen meiner Umgebung!

Also tauschte ich anlässlich eine gemeinsamen Kaffetrinkens mit Mitbewohner*innen und Nachbarn das Grobzeug gegen kurzen Jeansrock und Marinebluse und... bekam Kommentare über Kommentare. Wie gut mir das doch stände! Wie gut ich aussähe! Sollte ich öfter mal tragen!

What the fuck?!

Bis vor einigen Wochen trug ich ganz vorwiegend solches Zeug und NIEMAND hatte es da nötig, das sonderlich hervorzuheben!

Es dauerte nicht lang, bis ich das "Experiment Jeansrock" wieder abbrach. Denn zu allem Überfluss kam es dann im Gespräch in der Runde noch zu üblen Verallgemeinerungen alla "Frauen, Süßkram und Hormonzyklen" und "Du bist 'ne Frau, du kannst dich da nicht rausnehmen."

Ich wurde gelesen und festgetackert. Meine Individualität negiert. Mein Anderssein sowieso. Scheiß Gefühl, das sich da in einem einstellt! Und in meiner Klamottage fühlte ich mir dabei auch noch ziemlich wehrlos und verletzlich. Weil ich ja die Erwartungen erfüllte!

Etwas, was mir, zeig ich mich androgyner-maskuliner, nicht so arg - vielleicht auch: Nicht so direkt - begegnet. Bzw. ich da anders mit umgehen kann.

Anderes Vorkommnis: Sonntag nach dem Haarewaschen, ich hatte noch nicht wieder - wie auch noch nicht allzulange üblich - zum Gel gegriffen um die Mähne nach hinten weg zu frisieren, lauf nochmal auf den Flur... "Hach, wie toll deine Haare aussehen, solltest du so lassen!" - "Weil?" - "Ja, macht dich weicher, hübscher." - "Aha!?", Gedankengang: Du meinst nicht zufällig: Femininer?

Passender. Hineinpassen. Passen als das Geschlecht, in das eins mich einsortiert.

Positiv verstärken, sobald eins Tendenzen zeigt, vielleicht doch wieder in die "richtige" Richtung zu gehen.

Die Welt "in Ordnung bringen"

Ist es das? Ist es so, dass meine "Verweigerung", mich "adäquat" zu geben, verunsichert? Die (Zweier-)Ordnung in Frage stellt? Echt? Nur damit? Reicht das schon? - Ich muss gestehen: Das hätte ich nicht vermutet, vielleicht noch nichtmal geglaubt, wenn ich es nicht nun am eigenen Leib erfahren hätte!

Oder geht es da (auch) um (heterosexuelles) Begehren, bzw. die Muster, nach denen das ausgerichtet wird? Bin ich in feminin "hübscher", "begehrenswerter", gar: den Bedürfnissen "gerechter"? (Wessen Bedürfnisse sind da wohl gemeint? Ganz bestimmt nicht meine!)

Da möchte ich einfach nur noch "verschwinden", weil: Mich, in meiner real-existierenden Ausführung gibt es in solchen Vorstellungswelten ja sowieso nicht!

Samstag, 12. Juli 2014

Verwirrung beim Klamottengucken

Vergleiche ich meinen inneren Zustand mit dem von vor ein paar Wochen, dann bin ich schon wieder ein wenig gesetzter ob meiner Identitätsfragen geworden. Vergleichsweise, wohlgemerkt, ich (ver)zweifele nun nicht mehr an einem Stück an mir. Und solange ich mich in einer relativ geschützten Blase bewege (dem Glück sei Dank, ich kann es derzeit!), kann ich dieser neuen Dimension eigenen Seins durchaus etwas Eigenes, Positives, Bestärkendes abgewinnen.

Wenn da nicht die Erfordernisse "von außen" wären, dieses: Was ist mein Anteil am Gelesen-Werden? Wie kann ich dazu beitragen, dass Verhalten und Ausstrahlung/Optik halbwegs zusammenpassen? Will ich das überhaupt? Was schnell zum: Wer bin ich überhaupt? führt.

Am schlimmsten wühlt es mich auf, wenn ich unterwegs an Bekleidungsauslagen hängenbleibe. Ich gehöre durchaus zu den Leuten, die sich gerne durch's einschlägige Sortiment wühlen, lernte ja gar - vor langer Zeit - in der Branche, erfülle in der Hinsicht also ein, häufig so gedeutetes, "weibliches Klischee". Außerdem liebe ich es bunt, gerne etwas hippiesk und bequem.

Es ist Sommer.

Ich brauche derzeit noch eine kürzere Hose. Und dann hab ich zwar kurze Oberteile, komm aber auf die meisten grad überhaupt nicht mehr klar. Die Person, die mir da aus dem Spiegel zurückguckt, das bin ich nicht (mehr? gerade nicht? was dann?). Zu feminin, zu eindeutig, zu fein.

Ich kenn das schon, das hatte ich in den Jahren 2008-12 auch schon. Schob es seinerzeit auf verlorengegangenes Feingefühl. Heute weiß ich es besser.

Außerdem verändert sich mein Körper, dank veränderter Haltung und begonnenem (Kraft)Sport, sowieso. Die Schultern wachsen, die Hüfte schrumpft. Durch meinen, eh untersetzten, Körperbau heißt das: Zwei der Teile fangen an, nicht mehr zu sitzen, weil es um die Schultern/Armlöcher spannt und verrutscht.

Also heißt es mal wieder: Augen offenhalten und suchen. Ein K(r)ampf. Zumal in einer Stadt wie Gütersloh, die keine mir bekannten "Szeneläden" hat.

Bin dem Mir von vorher fremd geworden. Bin der Gesellschaft fremdgeworden. Bin dem fremdgeworden, was vorgegeben wird. Schau ich in die Damenabteilungen, schauderts mich angesichts von Verzärtelungen und unpraktischen Modedetails, schau ich bei den Herren vorbei, wird's farblich öde, es dominieren blau, grau und braun. Dazu kommen die Schnitte, bei Hosen gehts noch, aber Oberteile? - Herrenklamotten haben nunmal keine Oberweite vorgesehen. Dazu kommt, dass ich kein allzugroß gewachsenes Mensch bin.

Mir vergeht's dabei. Ich will das alles nicht mehr!

Was ist weiblich, was ist männlich, wer inszeniert das eigentlich, und warum dieses Vorgegebene und Einsortierte? - Da bin ich wieder vor dem Wust, der Fraglichkeit von allem. Denn dünnen Eis der (eigenen) Unsicherheit.

Ich wünsche mir knallorange Hemden, buntgemusterte Cargos (jenseits von Tarnfleck), Unisex in allen Farben und passende Jacken, die dennoch nicht "die Fraulichkeit" betonen!
Ich wünsche mir ein strahlend buntes Dazwischen!
Es auf die Spitze treiben, unsortiert!
Ermöglichen durch Denken! Und dann schauen wir mal weiter!
Ja, genau so!

Donnerstag, 10. Juli 2014

Zur Neuauflage dieses Blogs

Die sind meine ersten zaghaften Worte. Worte zu einem Zusammenhang, von dem ich vor noch gar nicht allzulanger Zeit annahm, dass er mit mir nichts zu tun hätte. Wie so manches.

Manche von uns wachsen so auf, alles zu verleugnen, was wirklich zu ihnen gehört. Performen dafür die Rollen, die von ihnen erwartet werden. Verstehen sich irgendwann selbst nicht mehr - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Sprache des eigenen Herzens ist verschüttet.

Ich bin eines davon.

Vor nahezu zwei Jahren machte ich mich auf einen Weg - zu mir. Das Ziel war anfangs nichtmal klar, nur, dass ich den Status Quo nicht mehr aushielt und meine zwischenzeitlich zum Erliegen gekommene Spiritualität zurücksehnte. Gewaltig Fahrt auf nahm diese Bewegung durch und nach einer Visionssuche letzten Sommer, an der ich als Feuerhelfer beteiligt war. Ein Wunsch formte sich und dem folgend kam eines zum anderen, teils kaum einen Stein auf dem anderen lassend. Und Stück für Stück kam (und kommt - was weiß ich, wann diese Entwicklung zu ihrem Ende kommt? Und ob?) heraus, dass ich nicht das Wesen bin, als das ich lange dachte, dass ich es sei und mich darin inszenierte.

Über einen Aspekt dieser Entwicklung und meinen Gedanken und Überlegungen dazu habe ich nun beschlossen zu bloggen. Daran teilhaben zu lassen, wer auch immer dies möchte. Versuchsweise erstmal wieder hier, auf meiner alten, verstaubten Plattform. Sollte ich "dran" bleiben und dies ein kontinuierliches Projekt werden, dann überlege ich mir, wie ich das Ganze nochmal neu und schön aufziehe. Mal schaun. ;-)

Ich bin es. Es. Ein menschliches Wesen. Nicht das Clowns-Ungeheuer aus der Fantasie eines Stephen King.
Nicht Frau, nicht Mann, einfach ich. Das binäre Geschlechtersystem reicht nicht aus, um meineeines hinreichend zu beschreiben. In der Regel werd ich weiblich gelesen, doch - auch wenn es Teil von mir ist - kann (und will) ich mich nicht (mehr) damit identifizieren.

Und so bald möchte ich auch kein neues Label. keine neue Schublade. Mich nicht schon wieder einer (Fremd-)Definition anschließen, nur um mich irgendwie greifbar zu machen.

Ich bin das, was ich bin, trotz all der Selbstzweifel. Trotz all dem: "Ich bin aber doch deutlich lesbar, muss ich mir diesen Schuh nun auch noch anziehen?" Endlich inneren Frieden (mit sich) haben! Nichts mehr unterdrücken müssen. Kein unfreiwilliges Theater mehr! Das ist es allemal wert!

Es ist das Eine, etwas von sich zu teilen, sich gewissermaßen auch zu präsentieren, Raum zu nehmen. Mir geht es aber auch um noch etwas anderes, so imperfekt meine stammelnden Sätze hier sein mögen.

Trotzdem ich ein Mensch mit gesellschaftlichem und politischem Bewusstsein bin und mir auch Themen wie Identitäten und (Queer-(Feminismus zumindest randständig immer wieder unterkamen, und sei es, dass Freund*innen sich damit auseinandersetzten, kam ich, was die persönliche Betroffenheit angeht, damit (erst) über meine Spiritualität, und die damit zusammenhängende Kultur in Berührung.

Es ist sogar so, dass es sich in diesen Bereichen am stärksten manifestiert. Nun ist es so, dass es Dinge gibt, die ich hier ganz bestimmt nicht an die Öffentlichkeit zu stellen vorhabe, aber dennoch, und gerade: Diesen Zusammenhang, und das sich darin aufbauende Spannungsfeld, das möchte ich ganz besonders in den Mittelpunkt (zumindest einiger) meiner Texte stellen.

(Gender-)Queere Blogs und Plattformen gibt es ja schon ein paar. Blogs, die das Thema von einer (asatru-basierten) heidnischen Perspektive aus beleuchten, sind - zumindest im deutschsprachigen Netz - eher rar.

Wir wissen nicht sicher, ob und wie altisländische Gedichte und Gesänge real existierende(n) Kult(ur) überliefern, doch ich bau daraus (auch) meine Geschichte. Eine von (mindestens) drei Göttergeschlechtern. Und eine von ebensovielen Menschengeschlechtern.
Auch das dritte (und weitere) ist(/sind) heilig.

Die möchte ich aufbrechbar zeigen.

Binäre Odnungen wie männlich und weiblich, As*innen und Wan*innen, der Welt der Ratio und des Bewusstseins - das ist noch lange nicht alles! Unter dem Bewusstsein schlummern noch ganze, allzuoft verdrängte Welten. Wie der Eisberg das Groß seines Körpers unter der Oberfläche verbirgt: Die Welt des kreativen Chaos, die die Welt der Ordnung hervorbringt, welche am Ende wieder im Selbigen versinkt (um erneut einen Zyklus anzutreten).

Die Welt derer, die sich nicht einzufügen vermögen oder wollen. An beidem Teil haben und dann doch wieder nicht. Als deren mythologisches Ahn ich das alte Ymir wähne - Zwilling mit sich selbst. Doch davon demnächst mal mehr.

Ich möchte erschaffen. Ermutigen. Das Unbedachte denkbar machen. Da es auch mir immer wieder half, wenn ich einen Ort fand, an dem das Meine vorhanden und lebbar war. - Und bin selber gespannt darauf, wohin die Reise noch führt.

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